Fernstudiengänge werden weltweit immer beliebter: Waren es 2017 noch 11 Millionen Fernstudierende und 31 Millionen im Jahr 2024 erwarten Prognosen für 2028 rund 47 Millionen (Statista Market Insights, 2024). Der Zuwachs betrifft auch Deutschland, wo die Durchdringungsrate von 0,5% im Jahr 2017 auf 1,1% im Jahr 2024 stieg und 2028 voraussichtlich 1,4% erreichen wird (Statista Market Insights, 2024). Fernstudiengänge bieten besonders bisher unterrepräsentierten Studierendengruppen Zugang zu hochschulischer Bildung (Dahm, 2022).
Der Eingang ins Studium stellt für Fern- und Präsenzstudierende eine kritische Phase dar (Coertjens et al., 2017), die von vielfältigen Herausforderungen geprägt ist (Trautwein & Bosse, 2017; Schweighart et al., 2024). Diese tragen zu hohen Abbruchquoten (Heublein et al., 2017) insbesondere im ersten oder zweiten Semester bei (Neugebauer et al., 2019). Fernstudierende brechen ihr Studium häufiger ab als Präsenzstudierende, wobei Quoten bis zu 99% berichtet werden (Dahm, 2022; Simpson, 2013; Bağrıacık Yılmaz & Karataş, 2022). Auch die Studienleistungen Fernstudierender sind oft schlechter, z.B. bestehen nur 39% nach dem ersten Semester, verglichen mit 64% der Präsenzstudierenden des gleichen Kurses (Fojtík, 2018).
Die Tagung zielt darauf ab, diese Herausforderungen besser zu verstehen, um ihnen besser begegnen zu können und widmet sich daher u.a. folgenden Fragestellungen:
- Was ist ein gelungener Übergang (Transition) ins Fernstudium – und für wen?
- Welche objektiven und subjektiven Kriterien für gelingendes Studieren gibt es?
- Wie erleben Studierende mit unterschiedlichen Hintergründen (Heterogenität, non-traditionelle Wege) den Einstieg ins Fernstudium?
- Welche Rolle spielen Mediendidaktik und digitale Lehr-/Lernformate in der Studieneingangsphase?
- Welche praktischen Implikationen ergeben sich für die Gestaltung der Studieneingangsphase und für die Unterstützung unterschiedlichster Studierender?
- Wie können empirisch fundierte sowie partizipative Ansätze dazu beitragen, die Transition ins Fernstudium besser zu gestalten?
Wir laden Hochschulforscher:innen sowie Akteur:innen der hochschulischen Praxis herzlich ein, sich aktiv zu beteiligen und ihre empirischen, theoretischen sowie praxisorientierten Beiträge rund um das Thema Fernstudium und digitale Bildungsangebote z.B. in folgenden Formaten einzureichen:
1. Vorträge: In 20-minütigen Vorträgen mit anschließend 10-minütiger Diskussionszeit werden entweder Forschungsergebnisse oder reflektierte Beispiele aus der Praxis vorgestellt.
2. Early Research Pitch: In 5-minütigen Inputs werden gerade entstehende oder entstandene Forschungsprojekte vorgestellt, anschließend erhalten die Präsentierenden 10 Minuten Feedback und Anregungen.
3. Workshops: In 45- oder 90-minütigen Workshops können Lösungen und Gestaltungsmöglichkeiten für den Studieneinstieg und Lernumgebungen im Fernstudium erarbeitet werden oder für die Gestaltung des Studieneinstiegs und/oder des Fernstudiums relevante Kompetenzen vermittelt werden.
4. Podiumsdiskussionen: In 45-minütigen moderierten Diskussionen mit Expert:innen werden unter Publikumsbeteiligung zentrale Fragen und Themen der Tagung vertieft beleuchtet.
Ausgerichtet wird die Tagung durch das Forschungsprojekt TiDE – Transition into Distance Education. Im Verbund der IU Internationalen Hochschule und der Fernuniversität in Hagen untersucht es den Studieneinstieg ins Fernstudium und fragt, wie sich studentische Erfahrungsräume an einer staatlichen und nicht-staatlichen Hochschule darstellen. Die Studieneingangsphase steht im Fokus, da diese als entscheidend für den weiteren Studienverlauf und -erfolg gilt. In ihr sind Studierende herausgefordert, die relevanten Studierkompetenzen zu entwickeln, um die Anforderungen eines (digitalen) Fernstudiums erfolgreich zu bewältigen. Besonders für sogenannte nicht-traditionelle Studierende– die durch vielfältige biografische Hintergründe gekennzeichnet sind (Lange & Schaper, 2025) – stellen sich hier spezifische Herausforderungen. Ein zentrales Forschungsanliegen von TiDE ist es deshalb, besser zu verstehen, wie sich Studierende in der Studieneingangsphase orientieren, welche kritischen Anforderungen sich speziell durch das Fernstudium und digitale Formate ergeben, und wie sie diese bewältigen.
Auf der Arbeitstagung an der Schnittstelle von hochschulischer Forschung und Praxis sollen aktuelle Forschungsergebnisse vorgestellt und diskutiert werden und gemeinsam didaktische Implikationen für die Gestaltung der Studieneingangsphase im Fernstudium vorgeschlagen, entwickelt und diskutiert werden. Sie findet in Köln statt. Beitragende sind gebeten, vor Ort in Präsenz an der Tagung teilzunehmen. Wir bemühen uns außerdem, eine passive digitale Teilnahme zu ermöglichen.
Abstracts im Umfang von max. 400 Wörtern (inkl. Literaturverzeichnis) mit Nennung der Beitragsform können bis zum 15.10.2025 auf Deutsch oder Englisch an tide@iu.org gesendet werden. Bitte geben Sie außerdem Name, Institution, Kontakt und Titel an und fügen sie eine Kurzvita zu ihrer Person (ca. 100 Wörter) bei. Im Anschluss an die Tagung besteht die Möglichkeit, die Beiträge auf der Tagungs-Homepage zu veröffentlichen.
Wir begrüßen explizit Einreichungen von Nachwuchswissenschaftler:innen und vergeben in begrenztem Umfang Reisestipendien. Bei Bedarf bitten wir um frühzeitige Kontaktaufnahme.
Rund um die Tagung und währenddessen bieten wir freiwillige Aktivitäten an, um die Vernetzung der Anwesenden zu fördern.
Für Rückfragen steht das Organisationsteam gern zur Verfügung.
Wir freuen uns über Ihre Vorschläge und auf anregende Diskussionen mit Ihnen!
Prof. Dr. Caroline Trautwein, Prof Dr. Michael Hast, Dr. Stefanie Habermann (IU Internationale Hochschule), Dr. Sabrina Schaper, Jennifer Lange (Fernuniversität in Hagen)
Kontaktdaten für Rückfragen: Tide@iu.org, https://www.iu.de/forschung/projekte/tide/
Quellen:
Bağrıacık Yılmaz, A., & Karataş, S. (2022). Why do open and distance education students drop out? Views from various stakeholders. International Journal of Educational Technology in Higher Education, 19(1), 28. https://doi.org/10.1186/s41239-022-00333-x
Coertjens, L., Brahm, T., Trautwein, C., & Lindblom-Ylänne, S. (2017). Students’ transition into higher education from an international perspective. Higher Education, 73(3), 357–369. https://doi.org/10.1007/s10734-016-0092-y
Dahm, G. (2022). Warum brechen nicht-traditionelle Studierende häufiger ihr Studium ab? Eine Dekompositionsanalyse. Zeitschrift für Hochschulentwicklung, 17(4). https://doi.org/10.3217/ZFHE-17-04/06
Fojtík, R. (2018). Problems of Distance Education. International Journal of Information and Communication Technologies in Education, 7(1), 14–23. https://doi.org/10.2478/ijicte-2018-0002
Heublein, U., Ebert, J., Hutzsch, C., Isleib, S., König, R., Richter, J., & Woisch, A. (2017). Zwischen Studienerwartungen und Studienwirklichkeit: Ursachen des Studienabbruchs, beruflicher Verbleib der Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher und Entwicklung der Studienabbruchquote an deutschen Hochschulen (No. 1; Forum Hochschule). DZHW.
Lange, J. & Schaper, S. (2025/im Erscheinen). Nicht-traditionelle Studierende: Begriffe, Diskurse und Empirie. Ein systematisches Literaturreview. FernUniversität in Hagen.
Neugebauer, M., Heublein, U., & Daniel, A. (2019). Studienabbruch in Deutschland: Ausmaß, Ursachen, Folgen, Präventionsmöglichkeiten. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 22(5), 1025–1046. https://doi.org/10.1007/s11618-019-00904-1
Schweighart, R., Hast, M., & Trautwein, C. (2024). Transition into distance education: A scoping review protocol. PLOS ONE, 19(2), e0298882. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0298882
Simpson, O. (2013). Student retention in distance education: are we failing our students? Open Learning: The Journal of Open, Distance and e-Learning, 28(2), 105–119. https://doi.org/10.1080/02680513.2013.847363
Statista Market Insights. (2024). Online-Hochschulbildung. https://de-statista-com.pxz.iubh.de:8443/outlook/dmo/eservices/online-bildung/online-hochschulbildung/weltweit
Trautwein, C., & Bosse, E. (2017). The first year in higher education—critical requirements from the student perspective. Higher Education, 73(3), 371–387. https://doi.org/10.1007/s10734-016-0098-5
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